Es poltert laut an der Tür. „Komm raus, Feigling“, tönt seine
tiefe Stimme trocken.
„Du Arsch!“, flüstert sie hasserfüllt in Richtung des dunklen
Holzes. Wie kann ein Mensch nur so arrogant und selbstherrlich sein? Wütend
steigt sie aus der Dusche, trocknet sich ab und zieht sich den Morgenmantel
über. Als sie die Tür öffnet, drehen Pascal und Ella ihr die Gesichter zu.
Kira strafft sich. Ein „Guten Morgen“ krabbelt halbwegs
freundlich über ihre Lippen. Ella grüßt fröhlich zurück, Pascal starrt sie mit
Röntgenaugen an. „Komm her, setz dich zu uns.“
„Darf ich mich erst anziehen?“, fragt sie gereizt.
„Nein“, antwortet er, „erst besprechen wir den Tag, denn ich
muss weg. Meine Gruppe wartet.“
Grummelnd lässt sie sich neben ihm auf die Couch fallen. Ella
gießt ihr Kaffee ein. „Keine Sorge. Im Hotel läuft alles. Ich bin seit sechs
Uhr hier.“
Kira stutzt. „Hättest du nicht heute frei?“
„Wir haben doch gestern verabredet, dass ich komme.“
Kira nickt. „Ja. Aber doch nicht zum Arbeiten und so früh.“
Ella grinst. „Kein Problem.“
„So, die Damen, das ist der Plan für heute.“ Er sieht von
Ella zu Kira. „Dein Bruder hat vorhin schon das Hotel verlassen. Max ist
hinterher, gemeinsam mit Finn werden sie ihn abwechselnd durch den Tag
begleiten. Mal sehen, was er so treibt. Ihr beiden bleibt zusammen, egal ob
hier oder draußen.“
Kira will protestieren. Was soll ihr passieren, wenn Oli
außer Haus ist? Pascal scheint ihre Gedanken lesen zu können, denn bevor sie
den Mund aufmacht, sieht er sie eindringlich an. „Wir dürfen nicht außer Acht
lassen, dass unser Verdacht falsch sein könnte und jemand anders dir schaden will.“
Sein Blick wandert wieder zu Ella. „Anna ist oben in ihrem Zimmer. Ihr ruft
sie, falls ihr sie braucht, sonst nicht. Niemand muss wissen, dass ihr euch
kennt. Klar?“
Ella nickt. „Klar. Wann kommst du wieder?“
„Ich weiß es noch nicht. Auf jeden Fall bin ich über Nacht
wieder hier.“
Kira durchzuckt ein elektrischer Schlag. Sie holt Luft, um zu
protestieren, doch bevor ihr die erste wütende Silbe herausflutscht, hat er
schon in ihr Haar gepackt und ihr Gesicht zu seinem herumgedreht. „Wir
unterhalten uns heute Abend. Sehr ausgiebig. Komm nicht auf die Idee, dem
ausweichen zu wollen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, steht er auf, greift sich
seinen Schlüsselbund und verlässt mit kurzem Gruß das Appartement.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, sackt Kira
mit einem tiefen, genervten Stöhnen in sich zusammen, was Ella ein albernes
Kichern entlockt. „Manchmal möchte man ihn treten, töten und vierteilen,
nicht?“
„Ja“, seufzt Kira, ihr aus tiefstem Herzen zustimmend.
Ellas Augen werden schmal und sie legt den Kopf schräg. „Er
mag dich. Ist da was zwischen euch?“
„Nein!“
Sie zuckt mit den Schultern. „Schade, wäre mal was
interessantes Neues gewesen.“
Kira nimmt sich ein Brötchen und schneidet es auf. „Wie
meinst du das?“
„Ich habe Pascal noch nie verliebt erlebt. Das meine ich.“
„Er ist nicht verliebt. So ein Quatsch“, protestiert Kira
grimmig. Was soll das überhaupt? Wieso tut ihre Angestellte plötzlich so, als
ob sie engste Freundinnen wären. Das war ein Fehler, das mit dem Du. Dummer
Fehler in einem blöden sentimentalen Moment. Aber … ach Mist, irgendwie ist sie
auch froh. Sie mag Ella, sie sind im gleichen Alter, wären eigentlich Kollegen
und würden sich garantiert super verstehen, wenn sie in diesem Scheißladen
nicht die Chefin spielen müsste. Wenn sie ganz ehrlich ist, will sie das Hotel
nicht mehr. Die Verantwortung lastet zu schwer auf ihr. Als Angestellte war das
Leben viel einfacher.
Ella holt sie aus ihren Gedankengängen zurück. „Na … ich weiß
nicht … Auf jeden Fall mag er dich, sonst würde er das nicht alles für dich
tun“, meint sie gleichmütig.
Kira stöhnt. „Ich bin ihm auch wirklich dankbar, aber muss er
dabei so ein ungehobelter, arroganter, selbstherrlicher Klotz sein?“
Ella winkt lachend ab. „Ich weiß, was du meinst. Er steht
darauf, Frauen übers Knie zu legen. Was erwartest du?“
Kira zuckt zusammen und Ella verdreht die Augen. „Komm schon,
du warst in seiner Wohnung. SM! Er spielt gern und damit gleich alles
Diesbezügliche geklärt ist: Tim ist auch so einer und im Keller haben wir ein
Spielzimmer.“ Genüsslich beißt sie in ihr Brötchen.
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